TIKI-Puppen


 
Geschichte und historischer Hintergrund
 
Der Name TIKI bedeutet geschnitzte, gemeißelte Figur oder Puppe (je nach Typus) und ergibt sich aus ihrer gestalterischen Charakteristik: aus der übergroß dargestellten Pupille, dem "Püppchen des Auges". TIKIS sind stereotype, geschlechtslose, unpersönliche Ahnenfiguren (Götzen, Idole) ohne Abbildungsfunktion des Realen, die in einer nicht-schriftlichen Kultur das Andenken an die Ahnen an die folgenden Generationen weitergeben. Sie befinden sich an heiligen Orten oder in/an den Wohnungen von Priestern und Häuptlingen.
 
Erst durch Übertragung (Weihung) des Namens eines Ahnen stiften sie Identität mit diesen. Nur durch diesen Prozess überträgt sich die Macht der Ahnen (männlich oder weiblich) auf den Besitzer/die Besitzerin und gibt ihm dessen/deren magische Kraft. Durch den Namen des Ahnen kann man seine/ihre überirdische Kraft für sich bannen und dessen/deren Schutz und Segen auf sich übertragen. So umgibt die scheinbar toten Reliquie eine lebendige Aura.
 

TIKIS sind der Ausdruck einer überraschenden Gleichzeitigkeit von Ferne und Nähe, von Diesseits und Jenseits. Sie manifestieren sich als standhafte Grenzgänger zwischen den Welten, als sichtbares Zeugnis des Unbekannten und Rätselhaften. Sie sind wie ein Schwamm, der alle Inhalte und Wünsche aufnehmen und transformieren kann oder eine Batterie, an der man sich immer neu aufladen kann. Damit geben sie den "Gläubigen" Kraft um Höchstleistungen erreichen zu können. Durch den Glauben an sie lassen sich "Berge versetzen".
 
Doch sollten die Wünsche und Hoffnung, die man in die TIKIS setzt, einmal trügen oder nicht in Erfüllung gehen - kann man die TIKIS jederzeit dafür bestrafen: sie an den Ohren ziehen oder sie in die Ecke werfen. Hilft das alles nichts, kann man durch Geschlechts-, Namens- oder Besitzerwechsel sie quasi neu aufladen.
 
Nicht zuletzt deshalb war Picasso einer der größten Bekenner der TIKI-Kultur. Doch die künstlerische Kraft und mythische Bedeutung der TIKIS fesseln auch heutige Künstler. Einer der bedeutendsten deutschen Künstler, BERND ZIMMER ist seit Jahren von der TIKI-Kultur fasziniert. Zuerst in Skulpturen, jetzt folgerichtig in einer Puppe, übernimmt Zimmer liebevoll die ursprüngliche Bedeutung und den kulturellen Bezug und setzt sie in die heutige Welt und deren Vorstellungskraft um.
 
Entstanden sind kuschelweiche TIKIS aus Vliesstoff. Sie bilden eine Gemeinschaft mit zwei Grundtypen. Den etwas größeren Keeta-Tiki, große, starke Führungspersönlichkeiten, die sich nicht so schnell von einem Sofa oder Bett verdrängen lassen und den kleineren flexiblen Hanavave, den sie oder er ihnen je nach Stimmung den Kopf verdreht und neue und gewohnte Ansichten bietet. Jeder TIKI wurde in Handarbeit von Moravska ustredna Brno aus der Tschechischen Republik nach einem Entwurf von BERND ZIMMER gefertigt.


AKTUELL: Vorschau, Museum Fünf Kontinente München, Mai 2020:

"Tikimania. Bernd Zimmer, die Marquesas-Inseln und der europäische Traum von der Südsee

„Tikimania“ präsentiert Werke des Malers Bernd Zimmer zusammen mit Südsee-Objekten aus dem Museum Fünf Kontinente. Das erzeugt Kontraste, ergibt Harmonien und erschafft ein völlig neues Zusammenspiel von europäischer Kunst und ozeanischer Kultur.
Der 1948 in Planegg bei München geborene Bernd Zimmer ist einer der wichtigsten Vertreter der „Heftigen Malerei“. 1973 zog der Verlagsbuchhändler und Buchgestalter, Philosoph und Religionswissenschaftler nach West-Berlin, eine ideale Insel-Umgebung für die aufblühende Szene einer später als „Junge Wilde“ bezeichneten Malerbewegung. In Kreuzberg gründete er 1977 mit Rainer Fetting, Helmut Middendorf, Salomé und weiteren Künstler*innen die „Galerie am Moritzplatz“. Mit großer gestischer Vehemenz und starker Farbsinnlichkeit entwickelte sich eine neue expressive Malerei. 1980 gelang der künstlerische Durchbruch. Die Ausstellung „Heftige Malerei“ im Berliner „Haus am Waldsee“ machte ihn als Gegenwartskünstler international bekannt und erfolgreich. Zimmers Landschaftsbilder waren und sind ein Resultat seines ganz spezifischen Sehen-Könnens und seiner äußerst präzisen Beobachtungsgabe. Auf vielen Reisen hat er diese Talente entwickelt, vermehrt und vervollkommnet.
1995 bereiste Bernd Zimmer mit einem Frachtschiff die Inselgruppe der Marquesas in der Südsee, seine Beobachtungsgabe, die Sensibilität für Farben, Licht und kulturelle Bedingungen immer im Gepäck. Er hat seine Eindrücke nicht vor Ort aquarelliert oder Gesehenes skizziert, sondern bewegende Stimmungen als Erinnerungsbilder in sich selbst gespeichert, um sie nach seiner Rückkehr künstlerisch umzusetzen. Der Mythos von der Südsee, der Traum von idealen Insel-Landschaften und lustbetonten, glücklichen Menschen war eines seiner Reisemotive. Er machte sich auf die Suche nach Orten, die schon den Maler Paul Gauguin oder Schriftsteller wie Herman Melville auf den Marquesas-Inseln inspiriert hatten." (© Museum Fünf Kontinente, München 2020, https://www.museum-fuenf-kontinente.de/ausstellungen/tikimania/)










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